Nürnberger Ketzerprozesse

gegen Kindermordgegner

EINE KETTE VON RECHTSBEUGUNGEN

IX. Die Bedeutung der gerichtlichen Auseinandersetzungen

c. für die christliche Verkündigung

 Pastor Richard Wurmbrand, der vierzehn Jahre in rumänischen Gefängnissen war, predigt: Kommunistische Obrigkeiten seien keine Obrigkeiten von Gott, sondern Mörderbanden. Ähnlich wertet er auch die Obrigkeit zur Zeit Jesu. Wenn Jesus sagt "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", so wolle Jesus damit sagen, man solle dem Kaiser nichts geben. Dem Kaiser gehöre nichts, denn alles, was er hat, das habe er zusammengeraubt. Folglich können Jesu Worte nur bedeuten, man solle dem Kaiser nichts geben außer "einen Tritt in den Hintern".

Daß kommunistische Obrigkeiten Mörderbanden sind, dem kann nicht widersprochen werden. Doch das war auch die Obrigkeit zur Zeit des römischen Kaisers Nero, als der Apostel Paulus schrieb: "Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. ... Denn sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut" (Röm. 13,1b.4).

Selbst Obrigkeiten wie Hitler oder Stalin sind besser als keine Obrigkeiten. Denn auch sie haben als Diener Gottes die öffentliche Ordnung einigermaßen aufrechterhalten, z. B. dadurch, daß sie Kriminelle verfolgt hatten.

Mörderbande und Obrigkeit von Gott schließt sich somit keineswegs einander aus. Das hatte Pastor Richard Wurmbrand nicht begriffen. Deshalb schloß er aus der Tatsache, daß kommunistische Obrigkeiten Mörderbanden sind, daß sie nicht Obrigkeit von Gott sein könnten. Viele Christen machen den ähnlichen Fehler: Aus der Erkenntnis, daß unsere jetzige Obrigkeit Obrigkeit von Gott ist, schlußfolgern sie, daß sie nicht gleichzeitig eine Mörderbande sein könne.

Um zu verstehen, daß ein und dieselbe Obrigkeit sowohl Obrigkeit von Gott als auch Mörderbande sein kann, ist es notwendig, die biblische Zweireichelehre zu betrachten. Der einzelne Jesusnachfolger ist Bürger des Königreiches Jesu. Durch den Glauben hat er das "Bürgerrecht Israels" (Eph. 2,12f). Der einzelne Jesusnachfolger lebt schon jetzt im himmlischen Jerusalem (Hebr. 12,22-24). Jesus Christus ist schon jetzt sein König (Joh. 18,37). Das Reich Gottes ist in seinem Wesen ein jenseitiges Reich. Aber indem Bürger des Reiches Gottes sich in dieser Welt befinden, ragt das Gottesreich in diese Welt hinein, breitet sich in dieser Welt aus und durchdringt diese. Jesus Christus illustriert diesen Aspekt des Gottesreiches durch das Bild vom Sauerteig, den eine Frau unter eine große Mehlmenge mischte. Dieser Sauerteig hat schließlich den ganzen Teig durchsäuert (Matth 13,33). Gott regiert sein Reich durch sein Wort.

Aber Gott regiert auch ein völlig anderes Reich, und zwar auf andere Weise als das Reich Gottes. Es gibt Menschen, die sich vom Gotteswort nicht leiten lassen wollen. Um die Bosheit dieser Menschen einzudämmen, gebraucht Gott die weltliche Obrigkeit, um das "Schwert" zu führen. Der einzelne Gläubige ist Bürger im Reich Gottes und Fremdling in irgendeinem politischem Gebilde.

Als Bürger des Reiches Gottes denkt und handelt er im Sinne seines himmlischen Königs. Dadurch zieht er sich auch den Zorn von dessen Feinden zu. Darauf hat Jesus uns vorbereitet, wenn er spricht: "Gedenkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen" (Joh. 15,20).

Doch vom Haß der Welt haben viele Christen nicht viel gemerkt, weil sie ihre Lebensweise und ihre Verkündigung der Verhaltens- und Denkweise der Feinde Jesu angepaßt haben. So sind zum Beispiel folgende Gottesworte, die über die Bosheit der Gottlosen informieren, völlig in Vergessenheit geraten:

"Du verwirfst alle, die von deinen Geboten abirren; denn ihr Tun ist Lug und Trug (Ps. 119,118).

"Die Seele des Gottlosen gelüstet nach Bösem und erbarmt sich nicht seines Nächsten" (Spr. 21,10).

"Ein Gottloser, der über ein armes Volk regiert, ist wie ein brüllender Löwe und ein gieriger Bär" (Spr. 28,15).

"Die Gedanken der Gerechten sind redlich; aber was die Gottlosen planen, ist lauter Trug. Der Gottlosen Reden richten Blutvergießen an; aber die Frommen errettet ihr Mund" (Spr. 12,5f).

"Wenn die Gerechten Oberhand haben, so ist herrliche Zeit; wenn aber die Gottlosen hochkommen, verbergen sich die Leute" (Spr. 28,12).

"Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit. Aber wenn dem Gottlosen Gnade widerfährt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit, sondern tut nur übel im Lande, wo das Recht gilt, und sieht des HERRN Herrlichkeit nicht" (Jes. 26,9b-10).

"Ein ungerechter Mensch ist dem Gerechten ein Greuel; und wer recht wandelt, ist dem Gottlosen ein Greuel" (Spr. 29,27).

In Psalm 10 ist die Mentalität des Gottlosen folgendermaßen beschrieben:

"Weil der Gottlose Übermut treibt, müssen die Elenden leiden; sie werden gefangen in den Ränken, die er ersann. Denn der Gottlose rühmt sich seines Mutwillens, und der Habgierige sagt dem HERRN ab und lästert ihn. Der Gottlose meint in seinem Stolz, Gott frage nicht danach. >Es ist kein Gott< sind alle seine Gedanken. Er fährt fort in seinem Tun immerdar. Deine Gerichte sind ferne von ihm, er handelt gewaltsam an allen seinen Feinden. Er spricht in seinem Herzen: >Ich werde nimmermehr wanken, es wird für und für kein Not haben.< Sein Mund ist voll Fluchens, voll Lug und Trug; seine Zunge richtet Mühsal und Unheil an. Er sitzt und lauert in den Höfen, er mordet die Unschuldigen heimlich, seine Augen spähen nach den Armen. Er lauert im Verborgenen wie ein Löwe im Dickicht, er lauert, daß er den Elenden fange; er fängt ihn und zieht ihn in sein Netz. Er duckt sich, kauert nieder, und durch seine Gewalt fallen die Unglücklichen. Er spricht in seinem Herzen: >Gott hat's vergessen, er hat sein Antlitz verborgen, er wird's nimmermehr sehen.<"

Über das gottlose Wesen der Heiden können wir in Röm. 1,18-32 lesen.

Durch den Schwindel von der christlichen Gesellschaft kam es aus dem Blickfeld, daß derartige Worte eine zutreffende Beschreibung unserer von Gott gegebenen Obrigkeit sein könnten. Zwar haben die Gläubigen als "Salz der Erde" (Matth. 5,13) die Gesellschaft positiv beeinflußt, aber im Gegenzug wurde die christliche Lehre so zurechtgebogen, daß sie viel Freiraum für die Entfaltung der in den soeben zitierten Bibelstellen beschriebenen Bosheit bot. Kriminelle Obrigkeiten konnten sich so einen christlichen Schafspelz umhängen und durch ihre Verführungskünste Gläubige für kriminelle Machenschaften mißbrauchen, z. B. dadurch, daß sie sie verführten, in Kriegen sich gegenseitig umzubringen.

In der Urchristenheit war der Unterschied von Welt und Gemeinde noch nicht so verwischt wie heute. Als das Apostelkonzil in Jerusalem zusammenkam (Apg. 15), da wird uns nicht berichtet, daß die Apostel einen Vertreter der römischen Obrigkeit als ihren Bruder in Christus begrüßt hätten. Doch in unserer Zeit ist es anders. Der demokratisch gewählte Reichskanzler Adolf Hitler war von Kirchenführern und in kirchlichen Zeitschriften umjubelt worden. So mußte der Eindruck entstehen, er sei unser Bruder in Christus.

Von der röm. katholischen Kirche war er nicht exkommuniziert worden, wie auch Dr. Helmut Kohl nicht exkommuniziert ist, obwohl er ebenso wie sein Amtsvorgänger, der demokratisch gewählte Reichskanzler Adolf Hitler, andere beauftragt hat, Tötungskapazitäten bereitzustellen. Auch Protestanten fühlen sich geehrt - Ich meine die Ehre vor Menschen, nicht aber die Ehre vor Gott -, als der damalige Bundeskanzler Kohl auf ihren Zusammenkünften fromme und richtige Worte sprach und ihren kirchlichen Zeitschriften Interviews gab.

So wurden die Gläubigen zu dem Irrtum verführt, daß die allgemein bekannte Mitwirkung des damaligen “christlichen” Bundeskanzlers am Tode vieler unschuldiger Kinder doch kein all zu großes Verbrechen sein könne. Das Gotteswort wird verfälscht, wenn man Schwerkriminellen die Möglichkeit gibt, den falschen Eindruck zu erwecken, sie seien unsere Brüder in Christus.

Allerdings nimmt Jesus die Sünder an, selbst den Verbrecher, der mit ihm gekreuzigt wurde, hat er angenommen. Doch dazu gehört Umkehr. Und die Umkehr wirkt sich im Lebenswandel aus, zumindest darin, daß man nicht mehr zur Tötung anderer Menschen beiträgt. Doch beharrlichen Verächtern des Gotteswortes ist klarzumachen, daß sie keinen Anteil an Christus haben, daß sie in die Hölle kommen, wenn sie nicht umkehren.

Als Jesusnachfolger sind wir unserer weltlichen Obrigkeit untertan, und zwar unabhängig davon, ob sie aus kriminellen Personen besteht. Doch wir sind vor allem Bürger des Reiches Gottes und tragen als solche die Botschaft unseres himmlischen Königs in diese Welt.

Doch es gibt auch einen Teufel. Jesus spricht sogar von "seinem" (des Teufels) "Königreich" (Luk. 11,18). Vorrangiges Anliegen des Teufels ist es, das Gottesreich und die Botschaft davon zu bekämpfen. Zu Problemen für die Gläubigen kommt es, wenn Diener des Teufels ihre Funktionen innerhalb der weltlichen Obrigkeit für den Kampf gegen das Gottesreich mißbrauchen. Daher kommt es, daß zumindest etliche der Apostel mehrfach vorbestraft waren.

Auch ich habe Probleme mit der Justiz. Weshalb? Unsere Obrigkeit ist ihrer von Gott gegebenen Aufgabe, nämlich das "Schwert" zu führen und Berufskillern von der Art eines Dr. Freudemann das Handwerk zu legen, nicht nachgekommen. Ich habe nicht in die Aufgaben der Obrigkeit eingegriffen, ich habe niemanden daran gehindert, Menschen zu töten.

Ich habe lediglich auf allerdings skandalöse allgemein bekannte Tatsachen, die in keiner Weise Geheimnisse sind, hingewiesen. Wenn ich geschrieben hätte: "Schwangerschaftsabbruch im Klinikum Nord" und "Ein Spezialist für ambulante Schwangerschaftsabbrüche gibt sich mit Straffreiheit nicht zufrieden, sondern klagt das Grundrecht der freien Berufsausübung ein.", dann hätte die Justiz nicht reagiert. Doch bei derartigen Formulierungen handelt es sich keineswegs um eine neutrale Ausdrucksweise, sondern um die Sprache der Mörder, die den wahren Sachverhalt, nämlich den, daß ein Mensch zu Tode gefoltert wird, bewußt verschleiert. Weil ich die Sprache der Mörder bewußt vermieden habe, deshalb veranstaltet die Justiz eine Hexenjagd nicht nur gegen mich, sondern auch gegen andere Flugblattverfasser.

Indem die Justiz die Wahrheit bekämpft, handelt sie nicht im Sinne der Aufgaben, die Gott der Obrigkeit gegeben hat. Sondern sie läßt sich als Dienerin des Teufels mißbrauchen, des Teufels, der gemäß der Predigt Jesu (Joh. 8,44) ein Lügner und ein Vater der Lüge ist.

Als Bürger des Reiches Gottes entnehmen wir unseren Verkündigungsinhalt einzig und allein dem Gotteswort. Die weltliche Obrigkeit - dazu gehört auch die Justiz - hat keine Vollmacht, uns die Verbreitung irgendwelcher Aussagen des Gotteswortes zu verbieten.

Zum Gotteswort gehört auch die medizinische Binsenweisheit, daß schwangere Frauen in ihrem Körper einen von Gott geschaffenen eigenständigen Menschen tragen, der nicht weniger Mensch ist als andere Kinder, die bereits entbunden worden sind. Aus dieser Tatsache ergibt sich, daß die Ermordung von Kindern im Mutterleib in der gleichen Weise zu werten ist wie die Ermordung bereits geborener Kinder, wie zum Beispiel die Ermordung der kleinen Natalie.

Über deren Ermordung hatte die Presse in der Weise berichtet, daß sie den Namen des Täters und den Tatort nannte. Doch bei den Tötungshandlungen Dr. Freudemanns soll dies verboten sein. Mir wurde sogar zivilrechtlich die Verbreitung folgender Tatsache untersagt: "Im Klinikum Nord werden Babys getötet". Das kann doch nur bedeuten, daß mir untersagt wird, die Opfer Dr. Freudemanns in gleicher Weise als Menschen zu betrachten wie die kleine Natalie. Das bedeutet, mir wird die Verbreitung einer biblischen Aussage verboten.

Gott hat zwar alle Obrigkeit eingesetzt; er hat ihr aber keine Vollmacht gegeben, biblische Verkündigungsinhalte zu verbieten. Diese biblische Zweireichelehre ist die Ursache, weshalb ich nicht bereit war, meine Geldstrafen zu bezahlen. Denn es geht nicht darum, was ich in der Vergangenheit getan habe, sondern es geht vor allem darum, was Jesusjünger nach dem Willen ihres Meisters in Zukunft tun sollen.

Und Christus spricht: "Mich aber haßt sie (die Welt), denn ich bezeuge ihr, daß ihre Werke böse sind" (Joh. 7,7). Wenn wir die Botschaft Jesu weitertragen, dann müssen auch wir der "Welt" bezeugen, daß ihre Werke, z. B. die Werke des Kindermordes, böse sind. Denn nur wer erkannt hat, daß seine Werke böse sind, nur wer erkannt hat, daß er ein Sünder ist, nur der kann überhaupt etwas mit der Botschaft vom Sünderheiland anfangen. Man kann die Sünde nie abscheulich genug darstellen, damit die Umkehr zum Retter als um so dringlicher erkannt wird. Der Ruf zur Umkehr ist ein wesentlicher Inhalt meiner inkriminierten Flugblätter.

Sünde ist nicht nur etwas Abstraktes, sondern auch etwas Konkretes, zum Beispiel, wenn unschuldige Menschen umgebracht werden. Getroffene Hunde bellen. Das heißt, die Justiz wird bemüht, um die lästige Warnung vor der Sünde einzudämmen. Doch das ist nicht deren Aufgabe. Ich will mich auch weiterhin bemühen, entsprechend der biblischen Zweireichelehre das Gotteswort nicht nach irgendwelchen Wünschen von Menschen, auch nicht nach den Wünschen der Justiz, zurechtzubiegen. Die Folgen einer derartigen Haltung bestimmt Gott allein. Josef war im Gefängnis, Daniel war in der Löwengrube, Schadrach, Meschach und Abed-Nego waren im Feuerofen ... Und auch von mir sagt Christus: "Niemand wird sie aus meiner Hand reißen" (Joh. 10,28).